Lippstadt ist ein wirklich verblüffend hübsches Städtchen und von einer Ruhe und Übersichtlichkeit, dass man es fast possierlich nennen möchte. Die Folge solcher Beschaulichkeit manifestiert sich jedoch in der Tatsache, kein günstiges Blanko-Notizbuch ohne Linien oder einem Preis von 18€ zu finden. Neben mir auf der Parkbank am Markt wurden mir zudem wunderbar schorfige und krustige Füße in Sandalen präsentiert, deren Zehennägel gelblich und brüchig waren und nahezu de Sade’sche Gelüste in mir aufwallen ließen.
In Bökenförde hingegen wehen viele Deutschlandfahnen, auch wenn nix mehr ist mit Fussi. Nationalfahnen aufhängen ist irgendwie das gleiche wie sich die Namen der Kinder auf den Arm zu tätowieren. Trotzdem ist die Aktion „Deutschlandfahnen klauen“, die zu Beginn der EM ausgerufen wurde, echt bescheuert. Als ob irgendjemand, der eine Fahne gehisst hat, die am nächsten Morgen futsch ist, sich denkt: “ Ja man, das ist gar nicht so cool vielleicht, ihr habt recht“, eher wird er sich bestätigt fühlen und denken: „Leckt mich, ihr Randalepisser“ – und schon hat man den Salat, denn wer auf seiner Wolke lebt, will von Chemtrails nichts wissen und am liebsten „Wolke vier“ von einem dieser unsäglichen Barden schwülstig-pseudemelancholischer Gehirnampurtiertenmusik hören und sich denken, dass alles fresh ist, oder frisch oder wie auch immer.
Abseits davon … Ich habe es heute endlich geschafft, einen großen Teil von Jack Kerouacs „On The Road“ zu lesen, das ich mir bisher nur halb und in Häppchen portioniert zu Gemüte geführt hatte wie eine gute Flasche Whisky, aber bei der Lektüre wurde mir klar, dass es eher ein Buch wie eine billige Flasche Gin ist, die man sich an irgendeinem beliebigen Ort im Gehen reinpfeift und zwischenzeitlich absetzt und sich denkt „Huaaaargggh“, aber sich irgendwie daran erfreut, ein Buch wie ein Malström, ein fantastischer, unglaublicher Sog voller guter und schlechter und mittelmäßiger Ideen und mit unfassbar viel Soul und Inspiration und einfach furchtbar echt.
Bemerkenswert ist die Zeitlosigkeit; auch wenn natürlich die äußeren Umstände einen zeitlichen Rahmen schaffen, sind die inneren Umstände keine anderen als die jetzigen bei vielen Leuten – Haltlosigkeit und Suche und Sonstiges werden nicht out und waren es vermutlich nicht einmal bei den alten Griechen (deren Lifestyle den heutigen Maßstäben des ‚guten Lebens‘ (mit regelmäßigen Yoga-Sessions und kalorien- und fettarmer Diät – außer am #breakingday oder wie auch immer man den ‚ichlassesmirgutgehen-Tag‘ hashtagkonform zu titulieren gedenkt) leider auch stark widersprechen).
Die letzten Tage habe ich Gespräche über versoffene Literaten, Künstler, Musiker geführt, und nachdem ich immer wieder betont habe, dass es keinen Einzigen wirklich großen Geist gegeben hat, oder zumindest keine schaffende Existenz, die nicht in irgendeiner Form gesoffen oder irgendeine andere Droge genommen hat, zumindest nicht phasenweise, fiel mir eine Ausnahme ein: Andy Warhol. Der soll scheinbar ein echter Abstinenzler gewesen sein, aber andere Leute motiviert haben, sich zuzudröhnen, um das Geschehen voyeuristisch in sich aufzusaugen – und ich bin mir nicht sicher, ob ich einen später eher wirtschaftlich orientierten Warhol in die gleiche Liga der zerrütteten oder irgendwie an irgendetwas irdenem verzweifelnden Künstler wie Hendrix, Reed, Wilde, Poe, Bukowski, Tschaikowski, was-weiß-ich-nicht-wem stellen möchte. Außerdem ist das auch einfach noch verstörender, sich einen Acid verteilenden und seine Probanden feixend aus einer Ecke analysierenden Warhol vorzustellen als einen im Morphium- und Absinthnebel dramatisch umherschweifenden Oscar Wilde. Vielleicht liegen nicht Genie und Wahnsinn nah beieinander, sondern Scheitern* und schaffende Kreativität. Andererseits: wenn man Lemmy gefragt hat, warum er soff, war seine Antwort etwas in Richtung: „Es macht halt Laune, Motherfucker“.
Lippstadt ist ein wirklich verblüffend hübsches Städtchen und von einer Ruhe und Übersichtlichkeit, dass man es fast possierlich nennen möchte. Die Folge solcher Beschaulichkeit manifestiert sich jedoch in der Tatsache, kein günstiges Blanko-Notizbuch ohne Linien oder einem Preis von 18€ zu finden. Neben mir auf der Parkbank am Markt wurden mir zudem wunderbar schorfige und krustige Füße in Sandalen präsentiert, deren Zehennägel gelblich und brüchig waren und nahezu de Sade’sche Gelüste in mir aufwallen ließen.
In Bökenförde hingegen wehen viele Deutschlandfahnen, auch wenn nix mehr ist mit Fussi. Nationalfahnen aufhängen ist irgendwie das gleiche wie sich die Namen der Kinder auf den Arm zu tätowieren. Trotzdem ist die Aktion „Deutschlandfahnen klauen“, die zu Beginn der EM ausgerufen wurde, echt bescheuert. Als ob irgendjemand, der eine Fahne gehisst hat, die am nächsten Morgen futsch ist, sich denkt: “ Ja man, das ist gar nicht so cool vielleicht, ihr habt recht“, eher wird er sich bestätigt fühlen und denken: „Leckt mich, ihr Randalepisser“ – und schon hat man den Salat, denn wer auf seiner Wolke lebt, will von Chemtrails nichts wissen und am liebsten „Wolke vier“ von einem dieser unsäglichen Barden schwülstig-pseudemelancholischer Gehirnampurtiertenmusik hören und sich denken, dass alles fresh ist, oder frisch oder wie auch immer.
Abseits davon … Ich habe es heute endlich geschafft, einen großen Teil von Jack Kerouacs „On The Road“ zu lesen, das ich mir bisher nur halb und in Häppchen portioniert zu Gemüte geführt hatte wie eine gute Flasche Whisky, aber bei der Lektüre wurde mir klar, dass es eher ein Buch wie eine billige Flasche Gin ist, die man sich an irgendeinem beliebigen Ort im Gehen reinpfeift und zwischenzeitlich absetzt und sich denkt „Huaaaargggh“, aber sich irgendwie daran erfreut, ein Buch wie ein Malström, ein fantastischer, unglaublicher Sog voller guter und schlechter und mittelmäßiger Ideen und mit unfassbar viel Soul und Inspiration und einfach furchtbar echt.
Bemerkenswert ist die Zeitlosigkeit; auch wenn natürlich die äußeren Umstände einen zeitlichen Rahmen schaffen, sind die inneren Umstände keine anderen als die jetzigen bei vielen Leuten – Haltlosigkeit und Suche und Sonstiges werden nicht out und waren es vermutlich nicht einmal bei den alten Griechen (deren Lifestyle den heutigen Maßstäben des ‚guten Lebens‘ (mit regelmäßigen Yoga-Sessions und kalorien- und fettarmer Diät – außer am #breakingday oder wie auch immer man den ‚ichlassesmirgutgehen-Tag‘ hashtagkonform zu titulieren gedenkt) leider auch stark widersprechen).
Die letzten Tage habe ich Gespräche über versoffene Literaten, Künstler, Musiker geführt, und nachdem ich immer wieder betont habe, dass es keinen Einzigen wirklich großen Geist gegeben hat, oder zumindest keine schaffende Existenz, die nicht in irgendeiner Form gesoffen oder irgendeine andere Droge genommen hat, zumindest nicht phasenweise, fiel mir eine Ausnahme ein: Andy Warhol. Der soll scheinbar ein echter Abstinenzler gewesen sein, aber andere Leute motiviert haben, sich zuzudröhnen, um das Geschehen voyeuristisch in sich aufzusaugen – und ich bin mir nicht sicher, ob ich einen später eher wirtschaftlich orientierten Warhol in die gleiche Liga der zerrütteten oder irgendwie an irgendetwas irdenem verzweifelnden Künstler wie Hendrix, Reed, Wilde, Poe, Bukowski, Tschaikowski, was-weiß-ich-nicht-wem stellen möchte. Außerdem ist das auch einfach noch verstörender, sich einen Acid verteilenden und seine Probanden feixend aus einer Ecke analysierenden Warhol vorzustellen als einen im Morphium- und Absinthnebel dramatisch umherschweifenden Oscar Wilde. Vielleicht liegen nicht Genie und Wahnsinn nah beieinander, sondern Scheitern* und schaffende Kreativität. Andererseits: wenn man Lemmy gefragt hat, warum er soff, war seine Antwort etwas in Richtung: „Es macht halt Laune, Motherfucker“.
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*da reicht auch inneres Scheitern an irgendwas