Tag 10 – _________.

Wenn man alleine essen geht, wird man zwangsläufig wie ein Psychopath angeschaut. Wenn man sich in eine Kneipe setzt und die Kellnerin etwa gleichalt ist, zucken ihre Augenbrauen kurz zusammen. Das ist in Ordnung, denn die Kellnerin ist hübsch und Psychopathen sind gesellschaftlich zwar nicht hoch angesehen, aber respektiert (Beispiele: Hannibal Lecter, Le Corbusier, und in manchen Teilen der Bevölkerung auch Charles Manson, Kai Diekmann, Frauke Petry und Adolf Hitler).

Alleine zu essen gleicht trotzdem unweigerlich einem Bruch mit den ungeschriebenen Gesetzen für Leute unter 40 Jahre. Warum das so ist, bleibt mir ein Rätsel, denn für einen Selbst ist alleine zwischen Familien, Paaren und Gruppen zu sitzen meist merkwürdiger als für die Umgebenden (zumindest in erster Instanz. Der entscheidende Vorteil ist, dass man während des Essens schweigen kann. Der Nachteil ist, dass man es davor und danach auch tut). Und wenn man mit jemand anderem zusammen sitzt, ist man im schlimmsten Fall nicht weniger alleine, sondern doppelt einsam.

Eisenach ist eine wirklich feine Stadt. Allerdings ist es auch eine Stadt, wie man sich Städte in der ehemaligen SBZ vorstellt, die nicht mit Plattenbauten zugeklatscht wurden. Zwischen die schön restaurierten Fachwerkhäuser mogeln sich immer wieder verfallende Bauten, überall gibt es Leerstand und Fassadenbeschriftungen von 1950, abgelöst von frisch gestrichenen Fassaden. Außerdem: mit Schwaben über den Phönixsee geschnackt.

Empfehlung für Eisenach: Touris gucken auf der Wartburg. Fünf mal durch die Stadt laufen (klein), aber auch fünf mal etwas neues entdecken. Bei Delphi essen, dort habe ich das beste Gyros meines Lebens gegessen, mit perfekt gekochtem Reis und einem Salat sowie einem Ouzo vorweg und einem Grapefruit-Likör danach aufs Haus, dazu bester Service. Ins Schorsch’l gehen und (zumindest die erste Stunde lang) alleine Irisches Bier trinken und schief angeguckt werden, weil man versucht, einen Blogbeitrag in sein Handy zu kloppen.

Döner-Bier-Index für Eisenach: 2,2

(Der Döner-Bier-Index ergibt sich aus der Summe des günstigsten Döners und dem günstigsten Flaschenbier an der Bude, geteilt durch 2. Verfälschung: gekühltes Bier gibt es nur sehr günstig im Edeka.)